MACBETH von William Shakespeare
Von der Macht und anderen Dämonen
In dieser fulminanten "Macbeth"-Inszenierung wird der Zuschauer zum Voyeur und entdeckt zwischen Klo und Schlafzimmer den subjektiven Faktor dieses Spiels um Krone und Macht.
Da übt kein behelmter Krieger mehr den Aufstand gegen seinen Landes- und Lehnsherrn: in den privaten Lücken der Shakespeare-Tragödie spielt die Lady ihren Ehemann subversiv gegen ihren Geliebten aus und das Schicksal des Staates hängt am Zipfel der Lust.
Wenn aber die Karrieren hinter den Leidenschaften herkriechen, die Gier Schicksal schreibt und die Libido den Weg markiert, dann sind in diese Schotten wohl die griechischen Götter gefahren und stiften als Dämonen, als Inkubus oder Sukkubus, die Tragödie um den Mac, den Banco und diese Lady – im Sinne der Regie.
Wenn das Severins-Burg-Theater Shakespeares "Macbeth" bearbeitet nun vorzeigt, gilt die Intention der Arbeit sicherlich der Schwäche des Macbeth und seiner Hybris, nicht aber im Kontext der Schlachtfelder, der Krieger und Heerführer einer royalen Hierarchie, es braucht auch keine schottischen Hochmoore und Hexen: die Gier und Gewalt fördernde Atmosphäre sucht diese Inszenierung im Privaten, in den gewissermaßen unter dem Teppich und der Bettdecke lauernden Ängsten, in den Verletzungen aus Gewohnheit und Eitelkeit – in der Psychopathologie des Alltagslebens also.
Sichtbar bleiben da nur noch Macbeth, ein Workaholic, die Lady mit ihrem Hausfrauenfrust, Banco, der Freund und Nebenbuhler, ein Gemenge für die daraus entstehenden Affekte bis zu einem die drei verbindenden wie trennenden Trauma zum Tod.