Erzählcafé Wedding
Juni / Juli
Erzählcafé Wedding
Im Bürgersaal der 1906 von der Berliner Bau-Genossenschaft errichteten Wohnanlage Malplaquetstraße findet regelmäßig ein „Erzählcafé“ statt.
Zweimal im Monat kann man sonnabends um 15 Uhr interessanten Menschen begegnen, die ihr Leben erzählen.
Bei Kaffee und Kuchen kann man zuhören, miteinander reden und begegnet vielleicht anderen Sichtweisen und Lebenshaltungen, fremden Erfahrungen, die das eigene Leben reicher machen.
Vorbereitet und moderiert wird das Erzählcafé Wedding von der Schriftstellerin Regina Scheer.
Der Eintritt ist frei, eine kleine Spende erwünscht.
Sonnabend, 4. Juni 2011, 15 Uhr
Zu Gast: Stepan Gantralyan
Seine Geburtsstadt ist Jerewan, damals die Hauptstadt der Sozialistischen Sowjetrepublik Armenien. Stepans Kindheit und Jugend war geprägt von Verlusten, früh starb seine Mutter, später verlor er seinen besten Freund und andere Gefährten in den bewaffneten Auseinandersetzungen um Bergkarabach. Mit dem Akkordeonspiel und den Liedern seines Vaters, eines Arbeiters, wuchs er auf, studierte an der Akademischen Theaterhochschule in Jerewan, wurde Schauspieler und Regisseur. Seit 1991 ist Armenien unabhängig, das westliche, größere Siedlungsgebiet der Armenier gehört noch immer zur Türkei.. Seine letzte Inszenierung in Jerewan hieß: Schau nicht zurück. Seit 1999, da war er 36 Jahre alt, lebt er in Deutschland, zunächst als Goethe-Stipendiat, dann hatte er bis 2005 einen Arbeitsvertrag mit dem Theater an der Ruhr. Heute lebt er in Berlin, arbeitet an verschiedenen Theatern und für den Rundfunk, übersetzt ins Armenische und tritt mit Liedern, auch eigenen, zur Gitarre auf . Im Jahr 2006 spielte er die Hauptrolle im „Märchen vom letzten Gedanken“ nach Edgar Hilsenrath, in dem es um den Völkermord an den Armeniern 1915 geht. Mit diesem Stück kehrte in seine alte Heimat zurück, auch in Bergkarabach zeigten sie die Inszenierung. Stepan Gantralyan schaut doch zurück, und er weiß, dass man seine Geschichte mitnimmt, wo immer man lebt. Er wird uns davon erzählen und er wird singen.
Sonnabend, 18. Juni 2011, 15 Uhr
Zu Gast: Mark Aizikovitch
Geboren wurde er 1946 in der ukrainischen Stadt Poltawa. In seiner Familie, bei seinen Eltern und Großeltern war die jiddische Sprache lebendig, gehörten Lieder und Musik dazu.. Nach seinem Studium arbeitete Mark Aizikovitch sehr erfolgreich als Theater- und Filmschauspieler, war als Bandleader und Sänger in vielen Ländern. Trotzdem gehörte er 1990 zu den jüdischen Kontingentflüchtlingen, die aus der zusammenbrechenden Sowjetunion nach Deutschland kamen. In Berlin lebte er zunächst mit seiner Familie in einem Flüchtlingsheim. Von 1993 bis 2005 gehörte er zum Hackeschen Hoftheater, war dort an fast allen Inszenierungen in der Tradition des Liedtheaters als Sänger und Schauspieler beteiligt. Mark Aizikovitch ist ein bedeutender Interpret jiddischer, hebräischer, ukrainischer und russischer Lieder. Die jiddische Kultur ist für ihn nicht Zeugnis einer untergegangenen Welt, sondern Teil seines Lebens. Auch als Schauspieler arbeitet er, auch in mehreren deutschen Filmen war er zu sehen. Er engagiert sich gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus, leitet Workshops für Kinder, denen er jüdische Tradition nahe bringen will. Tourneen führen ihn in viele Länder. Aber sein Zuhause ist nun in Berlin.
Sonnabend, 2. Juli 2011, 15 Uhr
Zu Gast: Elfriede Brüning
Als die in Moabit und Wedding aufgewachsene Schriftstellerin vor zwei Jahren Gast im Erzählcafé war, sagte die damals 98jährige, wenn sie 100 Jahre alt wäre, käme sie wieder. Nun ist sie 100 und hält ihr Versprechen. Elfriede Brüning, das letzte noch lebende Mitglied des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller hatte schon als junges Mädchen in der Weimarer Republik erste Erfolge als Journalistin. Aber sie schlug eine bürgerliche Karriere aus und wandte sich dem Alltag „kleiner Leute“ zu, beteiligte sich nach 1933 am Widerstand gegen die Nationalsozialisten, kam 1936 deshalb ins Gefängnis. Zwar gelang es ihr, scheinbar unpolitische Texte zu veröffentlichen, aber erst nach 1945 wurde sie zu einer Schriftstellerin, deren Bücher millionenfach verkauft und in viele Sprachen übersetzt wurden. Vor allem schrieb sie über Frauen, die die Balance zwischen Selbstbestimmung, beruflichem Erfolg und familiärem Glück suchen - das Thema auch ihres eigenen Lebens.
Darüber wird sie erzählen und sie wird aus ihren Büchern lesen.
Sonnabend, 16.7. 2011, 15 Uhr
Zu Gast: Gisela Faust
1923 wurde sie in Berlin geboren, einer ihrer Großväter war Gustav Lilienthal, der Erfinder und Flugpionier, der andere Präsident der Reichsschuldenverwaltung. Gisela und ihre Geschwister wuchsen in einer liebevollen und von Kultur geprägten Umgebung auf. Ihre Eltern gehörten der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker ) an . In diese Gemeinschaft, der Mitmenschlichkeit und Pazifismus Gebot waren, wuchs Gisela hinein. Von Anfang an standen die Quäker im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Besonders die Hilfe für verfolgte Menschen war im Mittelpunkt der Arbeit der Berliner Gruppe, zu der Gisela Faust, heute 88 Jahre alt, ihr Leben lang gehörte. Sie war Krankenschwester, nach dem Krieg heiratete sie einen zuvor von den Nazis politisch und „rassisch“ Verfolgten, wurde Mutter einer Tochter. Unbeirrbar ging sie ihren Weg, blieb ihren Idealen und Wertvorstellungen treu.
Darüber, über die Menschen, die sie geprägt haben und über die Höhen und Tiefen ihres reichen Lebens wird Gisela Faust uns erzählen.
Veranstaltungsort:
Bürgersaal Malplaquetstraße 15a
13347 Berlin
Kontakt:
Regina Scheer
Email: Erzaehlcafe@web.de
Fahrverbindung:
Die Malplaquetstraße 15a liegt zwischen den U-Bahnhöfen Nauener Platz, Leopoldplatz und Seestraße. Von den U-Bahnhöfen kann man den Bürgersaal nach jeweils höchstens 10 min. Fußweg erreichen.
Im Bürgersaal der 1906 von der Berliner Bau-Genossenschaft errichteten Wohnanlage Malplaquetstraße findet regelmäßig ein „Erzählcafé“ statt.
Zweimal im Monat kann man sonnabends um 15 Uhr interessanten Menschen begegnen, die ihr Leben erzählen.
Bei Kaffee und Kuchen kann man zuhören, miteinander reden und begegnet vielleicht anderen Sichtweisen und Lebenshaltungen, fremden Erfahrungen, die das eigene Leben reicher machen.
Vorbereitet und moderiert wird das Erzählcafé Wedding von der Schriftstellerin Regina Scheer.
Der Eintritt ist frei, eine kleine Spende erwünscht.
Sonnabend, 4. Juni 2011, 15 Uhr
Zu Gast: Stepan Gantralyan
Seine Geburtsstadt ist Jerewan, damals die Hauptstadt der Sozialistischen Sowjetrepublik Armenien. Stepans Kindheit und Jugend war geprägt von Verlusten, früh starb seine Mutter, später verlor er seinen besten Freund und andere Gefährten in den bewaffneten Auseinandersetzungen um Bergkarabach. Mit dem Akkordeonspiel und den Liedern seines Vaters, eines Arbeiters, wuchs er auf, studierte an der Akademischen Theaterhochschule in Jerewan, wurde Schauspieler und Regisseur. Seit 1991 ist Armenien unabhängig, das westliche, größere Siedlungsgebiet der Armenier gehört noch immer zur Türkei.. Seine letzte Inszenierung in Jerewan hieß: Schau nicht zurück. Seit 1999, da war er 36 Jahre alt, lebt er in Deutschland, zunächst als Goethe-Stipendiat, dann hatte er bis 2005 einen Arbeitsvertrag mit dem Theater an der Ruhr. Heute lebt er in Berlin, arbeitet an verschiedenen Theatern und für den Rundfunk, übersetzt ins Armenische und tritt mit Liedern, auch eigenen, zur Gitarre auf . Im Jahr 2006 spielte er die Hauptrolle im „Märchen vom letzten Gedanken“ nach Edgar Hilsenrath, in dem es um den Völkermord an den Armeniern 1915 geht. Mit diesem Stück kehrte in seine alte Heimat zurück, auch in Bergkarabach zeigten sie die Inszenierung. Stepan Gantralyan schaut doch zurück, und er weiß, dass man seine Geschichte mitnimmt, wo immer man lebt. Er wird uns davon erzählen und er wird singen.
Sonnabend, 18. Juni 2011, 15 Uhr
Zu Gast: Mark Aizikovitch
Geboren wurde er 1946 in der ukrainischen Stadt Poltawa. In seiner Familie, bei seinen Eltern und Großeltern war die jiddische Sprache lebendig, gehörten Lieder und Musik dazu.. Nach seinem Studium arbeitete Mark Aizikovitch sehr erfolgreich als Theater- und Filmschauspieler, war als Bandleader und Sänger in vielen Ländern. Trotzdem gehörte er 1990 zu den jüdischen Kontingentflüchtlingen, die aus der zusammenbrechenden Sowjetunion nach Deutschland kamen. In Berlin lebte er zunächst mit seiner Familie in einem Flüchtlingsheim. Von 1993 bis 2005 gehörte er zum Hackeschen Hoftheater, war dort an fast allen Inszenierungen in der Tradition des Liedtheaters als Sänger und Schauspieler beteiligt. Mark Aizikovitch ist ein bedeutender Interpret jiddischer, hebräischer, ukrainischer und russischer Lieder. Die jiddische Kultur ist für ihn nicht Zeugnis einer untergegangenen Welt, sondern Teil seines Lebens. Auch als Schauspieler arbeitet er, auch in mehreren deutschen Filmen war er zu sehen. Er engagiert sich gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus, leitet Workshops für Kinder, denen er jüdische Tradition nahe bringen will. Tourneen führen ihn in viele Länder. Aber sein Zuhause ist nun in Berlin.
Sonnabend, 2. Juli 2011, 15 Uhr
Zu Gast: Elfriede Brüning
Als die in Moabit und Wedding aufgewachsene Schriftstellerin vor zwei Jahren Gast im Erzählcafé war, sagte die damals 98jährige, wenn sie 100 Jahre alt wäre, käme sie wieder. Nun ist sie 100 und hält ihr Versprechen. Elfriede Brüning, das letzte noch lebende Mitglied des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller hatte schon als junges Mädchen in der Weimarer Republik erste Erfolge als Journalistin. Aber sie schlug eine bürgerliche Karriere aus und wandte sich dem Alltag „kleiner Leute“ zu, beteiligte sich nach 1933 am Widerstand gegen die Nationalsozialisten, kam 1936 deshalb ins Gefängnis. Zwar gelang es ihr, scheinbar unpolitische Texte zu veröffentlichen, aber erst nach 1945 wurde sie zu einer Schriftstellerin, deren Bücher millionenfach verkauft und in viele Sprachen übersetzt wurden. Vor allem schrieb sie über Frauen, die die Balance zwischen Selbstbestimmung, beruflichem Erfolg und familiärem Glück suchen - das Thema auch ihres eigenen Lebens.
Darüber wird sie erzählen und sie wird aus ihren Büchern lesen.
Sonnabend, 16.7. 2011, 15 Uhr
Zu Gast: Gisela Faust
1923 wurde sie in Berlin geboren, einer ihrer Großväter war Gustav Lilienthal, der Erfinder und Flugpionier, der andere Präsident der Reichsschuldenverwaltung. Gisela und ihre Geschwister wuchsen in einer liebevollen und von Kultur geprägten Umgebung auf. Ihre Eltern gehörten der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker ) an . In diese Gemeinschaft, der Mitmenschlichkeit und Pazifismus Gebot waren, wuchs Gisela hinein. Von Anfang an standen die Quäker im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Besonders die Hilfe für verfolgte Menschen war im Mittelpunkt der Arbeit der Berliner Gruppe, zu der Gisela Faust, heute 88 Jahre alt, ihr Leben lang gehörte. Sie war Krankenschwester, nach dem Krieg heiratete sie einen zuvor von den Nazis politisch und „rassisch“ Verfolgten, wurde Mutter einer Tochter. Unbeirrbar ging sie ihren Weg, blieb ihren Idealen und Wertvorstellungen treu.
Darüber, über die Menschen, die sie geprägt haben und über die Höhen und Tiefen ihres reichen Lebens wird Gisela Faust uns erzählen.
Veranstaltungsort:
Bürgersaal Malplaquetstraße 15a
13347 Berlin
Kontakt:
Regina Scheer
Email: Erzaehlcafe@web.de
Fahrverbindung:
Die Malplaquetstraße 15a liegt zwischen den U-Bahnhöfen Nauener Platz, Leopoldplatz und Seestraße. Von den U-Bahnhöfen kann man den Bürgersaal nach jeweils höchstens 10 min. Fußweg erreichen.